ENERGIE-MIX
Homeoffice liegt wegen Corona im Trend. Was in vielen Betrieben aus der Not heraus geboren wurde, könnte künftig mehr und mehr Verbreitung finden. Wie aber klappt das Arbeiten und Führen von zu Hause? Ein Arbeitsforscher gibt Tipps.
„Es braucht konkrete Vereinbarungen statt WildWest-Homeoffice.“
Dr. Nils Backhaus, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
Wird Homeoffice das neue Normal? Umfragen zeigen, dass etliche Unternehmen auch nach der Krise verstärkt auf dieses Arbeitsmodell setzen wollen. „Viele haben während der Pandemie positive Erfahrungen gesammelt“, sagt Nils Backhaus von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in Dortmund.
Offenbar klappt das Arbeiten zu Hause oft genauso gut wie im Büro – und scheint zumindest tageweise eine echte Option zu sein. Die Vorteile für Mitarbeiter liegen dabei auf der Hand: Mehr Zeit, mehr Autonomie, mehr Handlungsspielräume für die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Die räumliche und zeitliche Vermischung beider Welten birgt jedoch auch Risiken. „Sich während der Arbeit parallel um die Kinder zu kümmern oder Angehörige zu pflegen, ist eigentlich nicht der Sinn von Homeoffice und führt schnell zur Überforderung“, betont der Arbeitsforscher. „Das Ziel muss daher eine klare Trennung sein.“
Das gilt auch für die Frage, wann wir arbeiten und wann abschalten. Studien belegen, dass Angestellte im Homeoffice eher mehr als weniger Stunden leisten. Um eine ungesunde Ausdehnung der Arbeitszeit zu vermeiden, rät Nils Backhaus, Stunden aufzuschreiben und gezielt für unterbrechungsfreie Ruhephasen zu sorgen. Führungskräfte sollten mit gutem Beispiel vorangehen. „Wenn der Chef nach 23 Uhr noch eine E-Mail schreibt, wird das als erwünscht wahrgenommen“, so der Experte. Sein Tipp für den Feierabend: „Legen Sie das Diensthandy weg, schalten Sie die Rufumleitung aus und aktivieren Sie die Abwesenheitsnotiz.“
Manch ein Arbeitgeber schaltet abends sogar die Server ab, um seiner Fürsorgepflicht nachzukommen. Zu extrem? Wichtig sind in jedem Fall verbindliche Regeln und ein offener Austausch – nicht nur in Sachen Erreichbarkeit, wie Nils Backhaus betont. „Es braucht konkrete Vereinbarungen statt Wildwest-Homeoffice.“
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