Bäckerei Malzers: „Versorgung sicherstellen“

Seit nunmehr fünf Generationen versorgt Malzers die Menschen im Ruhrgebiet mit qualitativ hochwertigen Backwaren. Die Gaskrise stellte die Traditionsbäckerei aber vor bisher unbekannte Herausforderungen. Wie ist es gelungen, sie zu meistern?

Mit über 2.800 Mitarbeitern, der Backstube in Gelsenkirchen-Erle und 150 regionalen Filialen ist Malzers eine der größten Bäckereien im Ruhrgebiet. Entsprechend hoch ist der Gas- und Stromverbrauch der seit 1901 im Familienbesitz geführten Bäckerei. Seit 2019 führt Christian Scherpel die Geschäfte. Er sagt: „Die durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine entstandene Gefahr einer Gasmangellage, die dadurch ausgelöste Energiepreiskrise sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben uns gezwungen, viele Gewohnheiten neu zu durchdenken.“

Krisenszenario Gaslücke

Als besonders heikel erwies sich die mögliche Gasmangellage. „Wir haben uns als Energielieferant gemeinsam mit der EVNG als Verteilnetzbetreiber im Gelsenkirchener Modell mit vielen Unternehmen abgestimmt und ausgelotet, welche Reaktionsmöglichkeiten sich für den jeweiligen Betrieb ergeben“, erklärt Thomas Wakup aus dem ELE-Geschäftskundenvertrieb. Das Ziel war, in der Region koordiniert abzustimmen, welche Möglichkeiten bestehen, den Gasverbrauch unserer heimischen Industrie zu reduzieren, ohne dass großer wirtschaftlicher Schaden entsteht.

Scherpel ergänzt: „Gedanklich waren wir im Gelsenkirchener Modell weiter als die politischen Akteure. Und obwohl wir als Bäckerei für die Lebensmittelgrundversorgung verantwortlich sind, kam von den Behörden die Ansage, dass man uns im Falle einer Gaslücke kurzfristig abschalten würde.“ Das Szenario: Die Menschen wären ohne Brot gewesen und die Angestellten ohne Arbeit.

Es musste schnell Vorsorge getroffen werden. „Um auch ohne Gas weiterarbeiten zu können, haben wir einige Öfen so umgerüstet, dass wir unsere alte Öl-Befeuerung wieder nutzen konnten“, sagt Scherpel. „Aus Klimagesichtspunkten ist das ein Rückschritt, aber der einzige Weg, um im absoluten Krisenfall eine Brot-Notversorgung sicherzustellen.“

Christian Scherpel (r.) diskutiert mit Thomas Wakup, wie sich Energieverbräuche optimieren lassen

Optimieren gelingt nur gemeinsam

Zudem hat sich Malzers sofort an ein Energiesparkonzept gemacht. Scherpel: „Wir haben die Produktionsabläufe optimiert. Von der Backstube über jede Abteilung bis in die Filialen wurde geschaut: Wo können wir verzichten, wo Prozesse so zusammenziehen, dass wir weniger Energie brauchen? Jeder Mitarbeiter wurde dafür sensibilisiert, nur Energie zu nutzen, wo es unbedingt notwendig ist. Bisher konnten wir damit mehr als 2 Mio. kWh Gas einsparen.“

Mit der Strom- und Gaspreisbremse werden größere gewerbliche Betriebe wie Malzers nun auch teilweise von den gestiegenen Kosten entlastet. „Zu Spitzenzeiten waren die Preise mehr als viermal so hoch wie im Vorjahr. Jetzt sind durch die Energiepreisbremse die Kosten auf hohem Niveau stabilisiert. Das gibt uns eine Planungssicherheit auf einem neuen, höheren Niveau. Damit haben wir einen Kostenfaktor im Griff. Denn auch alle anderen Rohstoffe werden teurer – vom Getreide bis zum Papier für die Brottüte. Wir müssen uns weiter optimieren, da wir die Mehrkosten nur bedingt an unsere Kunden weiterreichen können. Hier sind wir uns unserer Rolle als Versorger bewusst.“

Strom- und Gaspreisbremse

Kunden, die über 30.000 Kilowattstunden (kWh) Strom verbrauchen, zahlen 2023 für 70 Prozent ihres Verbrauchs 13 Cent/kWh des Netto-Arbeitspreises. Die Referenzverbräuche werden für Kunden mit Standardlastprofil (SLP) und für Kunden mit registrierender Leistungsmessung (RLM) unterschiedlich ermittelt. Für Gaskunden oberhalb eines Verbrauchs von 1,5 Mio. kWh gilt ein Netto-Arbeitspreis von 7 Cent/kWh.

Er deckelt 70 Prozent des tatsächlichen Verbrauchs des Jahres 2021.

Steuern, Entgelte und Umlagen sind in vollem Umfang fällig. Jede kWh oberhalb der gedeckel- ten Anteile wird mit dem vertraglich vereinbar- ten Arbeitspreis abgerechnet. Die Entlastungen gelten ab März rückwirkend seit Januar (bzw. bei oben genannten Gaskunden mit RLM ab Januar) bis Dezember 2023. Eine Verlängerung bis Ende April 2024 wäre möglich.